Susanne Pirklbauer

Susanne Pirklbauer
Geboren 1974 in Linz an der Donau, Österreich

1993–1999
Kunststudium an der Kunstuniversität Linz/Oberösterreich, Meisterklasse für Raum und Objektgestaltung – Schwerpunkt Metall bei Univ. Prof. Helmut Gsöllpointner, Diplom mit Auszeichnung

2000–2002
Aufbaustudiengang Bildnerisches Gestalten und Therapie an der Akademie der schönen Künste in München bei Prof.Dr. Schottenloher

2003–2009
Freischaffende künstlerische Tätigkeit in Ateliergemeinschaft in Nymphenburg

Seit 2003
Kunsttherapeutin am Klinikum Rechts der Isar

Seit 2009
Planung, Raumgestaltung, Eröffnung und Teilhaberin des „Gartensalons“ in München

Seit 2012
Freischaffende künstlerische Tätigkeit in den Domagkateliers in München

Seit 2015
Freischaffende künstlerische Tätigkeit im Atelierhaus „Engl“ in Englschalking

Kunsthistorische Betrachtung

Kleine Wesen besiedeln Leinwände, okkupieren Laden, surfen auf Obstelementen. Sie bilden scheinbar fast wie chemische Elemente spontane Verbindungen. Die Bremer Stadtmusikanten formieren sich völlig neu weil interkontinental, Einzeller vollführen Zirkusübungen und altbekannte Materialien und Texturen fächern sich zu völlig neuen Welten auf. Es gibt viel zu entdecken, die Phantasie sprudelt hier aus einer schier nicht enden wollenden Quelle, deren Ursprung die Künstlerin Susanne Pirklbauer ist. Sie schafft und schöpft gleichzeitig aus einem kreativen Mikrokosmos gleich einer Wunderkammer.

Neben Op-Art, dadaistisch anmutenden, realistischen und auch abstrakten Elementen finden sich verschiedenste andere Anleihen aus dem Stilrepertoire der Kunstgeschichte, derer sich die Künstlerin bedient. Unbefangen und auch selbstironisch wirkt es, wenn sich etwa aus kubistisch anmutenden Formen ein schielender Hase mit schiefen Zähnen herauskristallisiert. Diverse Stilrichtungen formieren sich zu einem fast eklektischen Werkkomplex; vor allem auch surrealistische Komponenten sind hier anzutreffen wie etwa die Technik der Collage, in denen Pirklbauer verschiedene Materialien und objets trouvées zu Kunstwerken gruppiert. Ihre sich aus Linien auf der Leinwand herausformierenden Kreaturen erinnern fast an eine automatische Zeichenweise, die schon den Surrealisten dazu diente, Unbewusstes, Träume sichtbar zu machen und die gerne auch zum Dichten genutzt wurde. Auch bei Pirklbauer spielen Worte eine wichtige Rolle, in Reimen und Witzen beschreiben sie entweder die Objekte oder stehen für sich selbst.

Auch vor trashigen Elementen und bunten Farben schreckt die Künstlerin nicht zurück und kombiniert diese teilweise wild als wolle Sie den Rezipienten herauskitzeln. Stickereien werden mit Lichterketten illuminiert, ein Fisch auf Goldgrund bekommt ein Wackelauge und bunte Plastikperlenvorhänge geben den Blick frei auf eine Landschaft auf Leinwand, in der wohl jeder etwas andres sieht. Der Betrachter wird gern auch mal durch optische Effekte ins Bild gesogen und ohnehin unweigerlich bei den Sinnen gepackt, denn Pirklbauers Kunst ist auch eine sehr haptische. Man hört es praktisch schon beim bloßen Hinschauen rascheln, knistern und munkeln und möchte am liebsten den bunten Perlenvorhang beiseite ziehen, um einzutreten.

Wer die Künstlerin kennt, merkt bald, dass ihre Kunst eine sehr Persönliche ist. Verschiedene Lebensphasen und mit sich bringende Bedeutungen spiegeln sich hier wieder. Ihre Kunst fungiert dabei aber nicht nur als Niederschlag ihrer eigenen Vorstellungswelt, sondern sie nimmt den Betrachter bei der Hand und animiert ihn, seine eigene Phantasie spielen zu lassen. Pirklbauers Malerei und Objektarbeit ist dabei gekennzeichnet durch den liebevollen, humorvollen und spielerischen, dabei aber nicht unkritischen Umgang mit ihrer Umgebung. Es ist ein Abgesang auf eine glatte Welt und kalte Kunst.

(Kunsthistorikerin Regina Adlbert)